Einführungstext: Gründung des Forschungszentrums 1956

1956 - 1960

Gründung

Im Dezember 1956 beschließt der Landtag Nordrhein-Westfalen den Bau einer "Atomforschungsanlage" – die Geburtsstunde des heutigen Forschungs­zentrums Jülich. Das Hauptanliegen der Gründer ist die friedliche Nutzung der gesamten Kernforschung. Während die Ausstattung noch diskutiert wird, sucht das Land Nordrhein-Westfalen einen Standort, der die naturräumlichen Voraussetzungen erfüllt. Gefragt ist eine verkehrsgünstige Lage, die gleichzeitig Sicherheit für die Bevölkerung bietet. Nach einigen Diskussionen beschließt das Landeskabinett im November 1957: Die Atomforschungsanlage wird im Stetternicher Staatsforst errichtet. Wilhelm Johnen (CDU), der damalige Landrat des Kreises Jülich, hat großen Anteil an dieser Entscheidung. Die Anlage ist das wichtigste Projekt des Wissenschaftspolitikers Leo Brandt (SPD), der auch erster Leiter der Anlage wird. Geplant sind Gebäude für einen Materialprüfreaktor und einen Reaktor für die Forschung mit Neutronen, zehn Institute sowie zentrale Einrichtungen wie die Bibliothek. Renommierte Wissenschaftler aus Physik und Medizin begleiten die Aufbauphase. An den Universitäten des Landes NRW bereiten Arbeitsgruppen die Institutsgründungen in Jülich vor.

Aufbruchsstimmung und Atomeuphorie

Atomenergie werde die Energieversorgung der Bundesrepublik sichern – davon sind Politik, Wirtschaft und Verbände in den 1950er Jahren überzeugt. Es herrscht "Atomeuphorie". Mit dem Wirtschaftswunder wächst der Energiebedarf, doch die Ressourcen im eigenen Land sind knapp. Für die friedliche Nutzung der Kernenergie ist wissenschaftliches Know-how unerlässlich. Die Bundesregierung richtet 1955 ein Ministerium für Atomfragen ein, Vorläufer des heutigen Forschungsministeriums. Atomforschung dient nicht nur der Energieversorgung, sondern soll auch Impulse für Medizin und Biologie geben. Und sie verspricht der westdeutschen Wissenschaft, dass sie international wieder Anschluss findet. Junge, engagierte Forscher machen sich an die Arbeit, Beamte und Politiker unterstützen den Weg. In Karlsruhe und anderen westdeutschen Standorten, auch in West-Berlin, wird ebenfalls Kernforschung betrieben, die DDR gründet zeitgleich in Rossendorf bei Dresden eine ähnliche Einrichtung.

Urkunde zur Grundsteinlegung des Reaktors MERLIN Urkunde zur Grundsteinlegung des Reaktors MERLIN und damit zum Bau des "Atomforschungszentrums des Landes Nordrhein-Westfalen", wie es in dem Dokument heißt.
Copyright: Forschungszentrum Jülich

Bilderstrecke

  • Vogelperspektive von der Grundsteinlegung mit Menschen und Fahnen im Forst

  • Grundsteinlegung von MERLIN am 10. Juni 1958

  • Grundsteinlegung des Reaktors MERLIN

  • Schiff legt an

  • 1960: Tiefbauingenieur Werner Groß begutachtet die Baustelle, die leider sehr schlammig ist.

  • DIDO im Bau

  • Luftbildaufnahme mit roter Markierung

  • Blick in den Kontrollraum von DIDO 1960

  • Tuchfabrik Aachen

Bilderstrecke: Jeweils von links nach rechts in den Reihen von oben nach unten:

Die ersten beiden Bilder zeigen die Grundsteinlegung am 10. Juni 1958 für den Forschungsreaktor MERLIN, die auch als Grundsteinlegung für die ganze Anlage gilt.
Der NRW-Ministerpräsident Fritz Steinhoff legt mit symbolischen Hammerschlägen den Grundstein für den Reaktor MERLIN.
Per Schiff wurden großen Teile des Reaktors "MERLIN" nach Deutschland transportiert, den die NRW-Landesregierung in England "bestellt" hatten.
Voller Einsatz: Tiefbauingenieur Werner Groß begutachtet die Verrohrung der im Bau befindlichen Forschungsreaktoren Dido und Merlin, 1960.
Blick in die obere Plattform des Reaktors DIDO bei der Konstruktion 1962.
Luftaufnahme mit eingezeichnetem Areal der geplanten Anlage, ca. 1958.
Blick in den Kontrollraum von DIDO, 1960.
Während des Bauarbeiten auf dem Campus nahmen einige Institute außerhalb des Forschungszentrums ihre Arbeit auf. So war beispielsweise das Institut für Reaktorelemente zunächst in der Tuchfabrik in Aachen untergebracht, ca. 1958.

Copyright aller Bilder: Forschungszentrum Jülich

Daten

1956Landtag NRW beschließt Errichtung einer "Atomforschungsanlage"
1957Institute, unter anderem für Neutronenphysik, Reaktorwerkstoffe, Reaktorelemente, Kernchemie, Medizin und Biologie, werden geplant
1958Grundsteinlegung für die Forschungsreaktoren MERLIN (FRJ-1) und DIDO (FRJ-2)
1960Institut für Plasmaphysik, das erste Institut der Kernforschungsanlage, geht aus einer
Arbeitsgruppe an der RWTH Aachen hervor
1960Umbenennung der "Gesellschaft zur Förderung der kernphysikalischen Forschung (GFKF)" in "Kernforschungsanlage Jülich des Landes Nordrhein-Westfalen e. V." (KFA)

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