Mitarbeiter mit aufgeschnittener polierter HTR - Brennelementkugel

1960 - 1970

Im Betrieb

1962 werden die Forschungsreaktoren angefahren. Mit Bibliothek, Hörsaal sowie dem Zentralinstitut für Angewandte Mathematik wächst eine Infrastruktur für die Wissenschaft. Jülich kooperiert mit EURATOM (Europäische Atomgemeinschaft) und mit der deutschen Industrie.
Als das Land Nordrhein-Westfalen in den 1960er Jahren an seine finanziellen Grenzen stößt, ist die Existenz der Einrichtung bedroht. 1968 steigt der Bund ein, zunächst mit 50 Prozent, später mit 90 Prozent Beteiligung.
Die Arbeitsgemeinschaft Versuchsreaktor GmbH (AVR), ein Zusammenschluss von 15 Energieversorgungsunternehmen, errichtet neben dem Gelände der KFA einen Hochtemperaturreaktor. Seit dieser Versuchsreaktor 1967 Strom produziert, wächst das Interesse an Projekten mit kugelförmigen Brenn­elementen. Der AVR-Reaktor ist der Ausgangspunkt für die Erforschung und Entwicklung der Hochtemperatur-Reaktortechnologie in Jülich.
In der Forschung stehen zunächst "das Atom" und die Energiegewinnung im Mittelpunkt, doch die Wissenschaftler beschäftigen sich bald auch mit Umweltforschung und Landwirtschaft. Die Nuklearmedizin ist von Anfang an ein besonderer Schwerpunkt.

Zwänge und Zusammenschlüsse

Die Erwartungen an die Forschung sind hoch, aber mit dem Ende des Wirtschaftswunders werden öffentliche Mittel beschränkt. Die Bundesrepublik erlebt 1967 nach Jahren des scheinbar grenzenlosen Wachstums erstmals eine leichte Rezession. Hohe Ausgaben für Forschung lassen sich in NRW nur schwer vertreten, seit die Kohlekrise durchschlägt und die Boomjahre im Ruhrgebiet enden. Allein 1963 schließen 13 Zechen, 10.000 Menschen verlieren ihren Arbeitsplatz. Das Bundesministerium für wissenschaftliche Forschung bemüht sich um eine zentrale Steuerung der von ihm finanzierten Aktivitäten; die Forschungszentren schließen sich zusammen, um ihre Interessen zu wahren. Aus dem informellen Kreis aller administrativen Geschäftsführer der bundesdeutschen Kernforschungszentren –Reaktorkränzchen genannt – wird 1970 die Arbeitsgemeinschaft der Großforschungseinrichtungen (AGF), aus der 1995 die Helmholtz-Gemeinschaft hervorgeht.

Bilderstrecke

  • Blick in den Reaktorkern von MERLIN

  • Schnittmodell des AVR

  • Dr. Hinz schreibt eine Formel an eine Wandtafel

  • Monteur an einem großen Bauteil im Betonrahmen

  • Eine Operateurin und ein Operateur für Chemie an einer Versuchsanlage

  • Operateur auf dem geöffneten Top des Reaktors DIDO

  • Feuerwehrfahrzeuge vor der Halle geparkt

  • Versuchsaufbau zur Messung der Neutronendiffusion in einer Kugelschüttung, 1966

  • Auto mit Jülicher Kennzeichen vor MERLIN

Bilderstrecke: Jeweils von links nach rechts in den Reihen von oben nach unten:

Blick in den Reaktorkern von MERLIN von oben mit Leiter nach unten und Operator, 1961.
Modell des AVR im Querschnitt, 1965.
Dr. Hinz vom Institut für Plasmaphysik, ca. 1970.
Montage des Isochron-Zyklotrons JULIC, 1966.
Operateur bei der Arbeit auf dem geöffneten Top des Reaktors DIDO, ZFR, ca. 1969.
Apparatur und Operateure für Experiment in der Chemie, ca. 1964.
Fahrzeuge der Werkfeuerwehr der Kernforschungsanlage, ca. 1969.
Versuchsaufbau zur Messung der Neutronendiffusion in einer Kugelschüttung, 1966.
PKW NSU R 80 vor dem Forschungsreaktor MERLIN, 1968.

Copyright aller Bilder: Forschungszentrum Jülich

Daten

1961Offizielle Einweihung der Kernforschungsanlage durch Ministerpräsident Franz Meyers im Beisein von Nobelpreisträger Otto Hahn
1961Gründung des Instituts für Biologie
1961Erster Tag der Offenen Tür mit 2.706 Besuchern
1962Reaktoren MERLIN und DIDO gehen in Betrieb
1962 Gründung des Zentrallabors für Elektronik
1964 Gründung der Institute für Reaktorwerkstoffe, Neutronenphysik und Medizin
1967Umwandlung in eine GmbH
1967Gründung des Instituts für Kernphysik und Bau des Isochron-Zyklotrons JULIC zur Erforschung elementarer Bausteine der Materie mittels beschleunigter Teilchenstrahlen

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